Verhandlungen in Genf: UN-Abkommen gegen Plastikmüll vorerst gescheitert
von Dr. Lisa Mundzeck
Nach dreijährigem Ringen um ein globales Abkommen zur Eindämmung der weltweiten Plastikverschmutzung konnten sich die 180 Staaten im August nicht auf einen Vertragstext einigen. Das UN-Abkommen gegen Plastikmüll ist damit gescheitert.
Vertreter*innen Deutschlands, Frankreichs und Südafrikas zeigten sich enttäuscht. Die Interessen der teilnehmenden Länder lagen so weit auseinander, dass ein Kompromiss nicht möglich war. Mehr als 100 Länder der so genannten High Ambition Coalition wie Deutschland, die EU sowie viele Staaten in Asien, Afrika und Südamerika forderten eine Beschränkung der Kunststoffproduktion sowie ein weitreichendes Verbot von Einwegkunststoffen, die Förderung von Mehrweglösungen und eine nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Dagegen wollten sich Länder wie Russland, der Iran und Saudi-Arabien als ölfördernde Staaten ausschließlich auf ein besseres Abfallmangement fokussieren.
Schon das letzte Treffen im Dezember 2024 in Südkorea war ohne Einigung zu Ende gegangen.
Quelle: IfBB
Aktuelle Situation
Derzeit beträgt der globale Kunststoffverbrauch rund 400 Millionen Tonnen pro Jahr. Den größten Teil davon machen Einwegprodukte und Verpackungen aus. Ohne politische Maßnahmen zur Eindämmung des Kunststoffaufkommens wie die geforderte Obergrenze dürfte sich die Menge der jährlichen Kunststoffabfälle nach einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) („Global Plastics Outlook: Policy Scenarios to 2060“) bis 2060 fast verdreifachen.
Parallel dazu wird die Umweltverschmutzung durch Kunststoffe weiter rasant zunehmen. Nach der OECD-Studie werden sich die Kunststoffeinträge in die Umwelt bis 2060 auf 44 Millionen Tonnen jährlich steigern, die Anreicherung in Seen, Flüssen und Ozeanen wird mehr als verdreifacht.
Notwendige Maßnahmen
Die Zahlen aus der OECD-Studie machen mehr als deutlich: Das alleinige Fokussieren auf eine effektive Abfallwirtschaft wird nicht reichen, um der Plastikkatastrophe Herr zu werden. An einer Obergrenze der jährlichen Kunststoffproduktion wird kein Weg vorbeiführen.
Wir brauchen:
- Eine Obergrenze der jährlichen Kunststoffproduktion
- Verbindliche Recyclingquoten
- Vorgaben für eine Kreislaufwirtschaft wie bspw. Regularien zum „Design for Recycling“ sowie zum Einsatz von Monomaterialien
- Ein umfassendes Verbot giftiger Chemikalien im Herstellungsprozess von Kunststoffen
- Selbstverpflichtungen der Industrie, mit dem Ziel, die Lebensdauer von Kunststoffprodukten zu verlängern
- Einsatz nachhaltiger Alternativen
Auch nach dem Scheitern der jetzigen Verhandlungen bleibt es dabei: Wir brauchen ein verbindliches und starkes Abkommen, das von möglichst vielen Staaten mitgetragen und unterzeichnet wird.