Interview: „Wichtig ist, dass man selbst von seiner Forschung begeistert ist.“

Mit Science Slam-Europameister Simon McGowan

Quelle: IfBB

Der Elfenbeinturm gilt als klassischer Aufenthaltsort für Wissenschaftler. Dort vergraben sie sich hochkonzentriert in ihrer Forschung. Hin und wieder gibt es ein Lebenszeichen: In einer wissenschaftlichen Publikation fassen die Forscher die Ergebnisse ihrer Experimente zusammen und laden eine auswählte Fachwelt zur Diskussion ein.

Simon McGowan ist auch Wissenschaftler. Der Ingenieur entwickelt am Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe der Hochschule Hannover neue Biowerkstoffe. Doch seine Forschungsergebnisse gibt es nicht nur in Fachsprache. McGowan stellt seine Forschung auch als Science Slammer einem breiten Publikum vor. Mit großem Erfolg: 2014 wurde Simon McGowan deutscher Vizemeister, 2015 sogar Europameister im Science Slam.

Was ist eigentlich ein Science Slam? Ist das mit einem Poetry Slam vergleichbar?

Simon McGowan: Beim Science Slam geht es darum, einen wissenschaftlichen Vortrag über seine eigene Forschung unterhaltsam und verständlich vorzutragen. Dabei gibt es ein Zeitlimit von 10 Minuten. Im Anschluss wertet das Publikum mit Zahlenkarten von 1 bis 10 über den Vortrag. Der Vortragende mit den meisten Punkten gewinnt dann den Slam.

Darin besteht grundsätzlich eine Ähnlichkeit zum Poetry Slam. Wobei der Science Slammer schon etwas eingeschränkt ist, weil er nicht ein beliebiges Thema wählen kann, sondern nur seine eigene Forschung vorstellen darf. Vielleicht ist der künstlerische Anspruch beim Poetry Slam größer. Beim Science Slam geht es immer darum Wissen zu teilen und den Zuschauern zu zeigen, was man den ganzen Tag so forscht. Und natürlich warum Forschung an sich wichtig ist – insbesondere die Grundlagenforschung. Viele Forschungsprojekte werden durch öffentliche Mittel bezahlt, also Steuergelder. Ich denke, dass die Leute auch ein Recht darauf haben zu erfahren, was mit ihren Steuergeldern passiert.

Wie sind Sie eigentlich Science Slammer geworden?

Durch Zufall. Ein Freund und Kollege hat damit angefangen. Er hat mich angesteckt. Als ich ihn auf der Bühne gesehen habe, hatte ich so viele eigene Ideen, dass ich mich dann irgendwann auch getraut habe, einen eigenen Vortrag zu schreiben.

Bei Science Slams wird viel gelacht. Sind das reine Spaß-Veranstaltungen? Oder haben Sie den Eindruck, dass Sie damit tatsächlich Diskussionen über den Plastikkonsum anregen können?

Auf jeden Fall. Ich denke, dass der Science Slam eine Mischung aus Wissensvermittlung und Unterhaltung ist. Dabei kommt es auf die richtige Mischung an. Allerdings steht die Wissensvermittlung im Vordergrund. Wenn ich einen Vortrag vorbereite überlege ich mir, was ich eigentlich transportieren will. Bei meinem Vortrag „Pimp my Bioplast“ möchte ich den Leuten erklären, dass es unterschiedliche Typen von Biokunstoffen gibt und worin sie sich unterscheiden. Wenn mir das gelingt, bin ich schon zufrieden. Wenn sich die Zuschauer dabei noch unterhalten fühlen und zwei- oder dreimal herzlich lachen, bin ich glücklich.

Sie haben schon mehrere Titel im Science Slam gewonnen. Was ist Ihr Erfolgsrezept für einen guten Slam-Vortrag?

Neben der richtigen Mischung aus Wissensvermittlung und Unterhaltung ist es wichtig, komplexe Zusammenhänge zu vereinfachen und mit Beispielen aus dem Alltag zu erklären. Wenn man eine Polymerkette mit einer Polonaise erklärt, weiß jeder sofort, was gemeint ist – eine „Poly-naise“ eben.
Ich habe aber auch Glück, dass mein Thema einfach superspannend ist. Eigentlich kann man fast jedes Thema in einen Slam-Vortrag präsentieren. Wichtig ist, dass man selbst begeistert ist von seinem Forschungsfeld. Aber genau deswegen sind wir ja Forscher. Ach ja, Bilder von kleinen Kätzchen sind natürlich auch bei Science Slams immer erfolgreich.

Reizt es Sie ganz auf die Bühne zu wechseln? Würden Sie die Wissenschaft vermissen?

Ich bin eigentlich kein richtiger Bühnenmensch. Ich denke, beim Science Slam geht darum, etwas zu teilen, was einen selbst begeistert. Wenn ich auf der Bühne stehe und über etwas sprechen darf, was mich fasziniert, fällt mir das leicht. Ich fühle mich sehr wohl als Wissenschaftler am IfBB. Das Thema Biokunststoffe bietet noch so viele Fragestellungen und daran hängt mein Herz. Eine Gastrolle bei Star Wars würde ich aber sofort annehmen…

Weiterführende Informationen

Science Slams in Deutschland: http://www.scienceslam.de/

Vortrag von Simon McGowan: http://scienceblogs.de/scienceslam/2015/05/15/pimp-my-bioplast/