Deutsche Umwelthilfe kritisiert Biokunststoffe: Zu Recht?
von Christian Schulz
(Hannover, 09.10.2017) Erneut kritisiert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Biokunststoffe massiv und verkürzt das Thema Biokunststoffe auf den Einsatz in kurzlebigen Verpackungen. Hierzu möchte das IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe an der Hochschule Hannover Stellung nehmen.
In ihrer aktuellen Pressemitteilung vom 27.09.2017 „Bioplastik löst keine Abfallprobleme“ fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ein Ende des Greenwashings von Wegwerfverpackungen aus Bioplastik. Stattdessen sollten nach Meinung der DUH Maßnahmen zur Abfallvermeidung umgesetzt und ressourcenschonende Mehrwegsysteme gefördert werden.
Letztere Punkte zu Abfallvermeidung und Einsatz von Mehrwegsystemen und langlebigen Verpackungen teilt das IfBB uneingeschränkt, da dies für Biokunststoffe keinen technischen Hinderungsgrund darstellt: Aufbereitung, Recycling und Mehrweg sind auch bei Biokunststoffen möglich.
Aber: Biokunststoffe sind auch jetzt schon mitnichten nur im Verpackungssektor zu finden. Mehr als ein Viertel aller Biokunststoffe werden heute in anderen Bereichen, u.a. hochtechnischen Anwendungen, eingesetzt: zum Beispiel im Agrar- und Bausektor, in der Automobilindustrie, in Faseranwendungen oder Konsumgütern.
Hier haben Biokunststoffe durchaus Vorteile gegenüber konventionellen Kunststoffen, beispielweise Einsparung der petrochemisch limitierten Ressourcen.
Das Verkürzen der Fakten auf den Aspekt der Verpackungen führt aus Sicht des IfBB zu einer unvollständigen Information der VerbraucherInnen. Dabei schätzt das IfBB die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen auf dem Gebiet des Umweltschutzes.
Das missbräuchliche Verwenden von wohlklingenden Namen unter Marketingaspekten, so genanntes Greenwashing, lehnt das IfBB ebenfalls strikt ab. Wichtig ist eine ehrliche und offene Kommunikation, was Biokunststoffe in verschiedenen Anwendungsbereichen leisten können und was nicht.
Fest steht: Biokunststoffe lösen nicht alle Umweltprobleme, können aber in bestimmten Bereichen zur Ressourceneffizienz und einer biobasierten Kreislaufwirtschaft beitragen. Da auch zukünftig Kunststoffe in vielen Bereichen unverzichtbar sein werden, gibt es langfristig keine Alternative als den Einsatz erneuerbarer und nachwachsender Rohstoffe als Kunststoffbasis.
Das IfBB steht als Ansprechpartner mit wissenschaftlicher Expertise seines Teams zu allen Fragen gern zur Verfügung, und gibt gern Antworten auf die im DUH-Infopapier „Bioplastik – Mythen und Fakten“ (externer Link) angesprochenen Themen Ökologie und Kompostierbarkeit von Biokunststoffen sowie Vermüllung der Umwelt, Marine Litter etc.
Kontakt und Ansprechpartner
Für weitere Fragen steht Ihnen Dr. Lisa Mundzeck am IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe an der Hochschule Hannover unter Telefon 0511 9296-8448 oder per E-Mail an lisa.mundzeck@hs-hannover.de gerne zur Verfügung.