UN-Plastikgipfel in Südkorea: Einigung auf UN-Plastikabkommen vorerst gescheitert

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(Hannover, 13.12.2024) Nach einer Woche der Beratungen im südkoreanischen Busan ist der UN-Gipfel zur Verringerung von Plastikmüll und damit die fünfte Verhandlungsrunde Anfang Dezember ohne Einigung zu Ende gegangen. Den Vertreter*innen der rund 200 Staaten ist es nicht gelungen, verbindliche Maßnahmen zur Eindämmung der globalen Kunststoffverschmutzung zu beschließen.

Zentrales Streitthema war die von mehr als 100 Staaten - wie bspw. denen der Europäischen Union, Mexiko oder Ruanda - geforderte Obergrenze für die globale Kunststoffproduktion. Erdölförderstaaten wie Russland oder Saudi-Arabien lehnten diese Obergrenze vehement ab und forderten stattdessen eine Fokussierung auf eine effiziente Abfallwirtschaft, um der Umweltverschmutzung durch Kunststoffe entgegenzuwirken.

Die Verhandlungen sollen im kommenden Jahr wieder aufgenommen werden, mit dem Ziel, dann eine gemeinsame Vereinbarung zu treffen. Ein UN-Plastikabkommen wird mittlerweile seit fast zehn Jahren vorbereitet. Im Frühjahr 2022 hatten sich rund 200 UN-Staaten darauf verständigt, bis Ende 2024 ein entsprechendes Abkommen zu verabschieden.

Aktuelle Situation

Derzeit beträgt der globale Kunststoffverbrauch rund 400 Millionen Tonnen pro Jahr. Den größten Teil davon machen Einwegprodukte und Verpackungen aus. Ohne politische Maßnahmen zur Eindämmung des Kunststoffaufkommens wie die geforderte Obergrenze dürfte sich die Menge der jährlichen Kunststoffabfälle nach einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) („Global Plastics Outlook: Policy Scenarios to 2060“) bis 2060 fast verdreifachen.

Parallel dazu wird die Umweltverschmutzung durch Kunststoffe weiter rasant zunehmen. Nach der OECD-Studie werden sich die Kunststoffeinträge in die Umwelt bis 2060 auf 44 Millionen Tonnen jährlich steigern, die Anreicherung in Seen, Flüssen und Ozeanen wird mehr als verdreifacht.

Gleichzeitig wird sich auch im Recycling etwas tun: Der Anteil recycelter Kunststoffabfälle wird sich den Schätzungen in der Studie zufolge von 9 Prozent 2019 auf 17 Prozent im Jahr 2060 erhöhen. Das ist aber immer noch weniger ein Fünftel des Kunststoffaufkommens, das recycelt wird - gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass weiterhin 20 Prozent verbrannt werden und 50 Prozent auf Deponien landen. Der Anteil der Kunststoffe, die unerfasst in unkontrollierten Deponien landen, in offenen Gruben verbrannt werden oder in den Boden bzw. in Gewässer eingetragen werden, so die Studie, wird voraussichtlich von 22 Prozent auf 15 Prozent zurückgehen.


Notwendige Maßnahmen

Die Zahlen aus der OECD-Studie machen mehr als deutlich: Das alleinige Fokussieren auf eine effektive Abfallwirtschaft wird nicht reichen, um der Plastikkatastrophe Herr zu werden. An einer Obergrenze der jährlichen Kunststoffproduktion wird kein Weg vorbeiführen.

Wir brauchen:

  • Eine Obergrenze der jährlichen Kunststoffproduktion
  • Verbindliche Recyclingquoten
  • Vorgaben für eine Kreislaufwirtschaft wie bspw. Regularien zum „Design for Recycling“ sowie zum Einsatz von Monomaterialien
  • Ein umfassendes Verbot giftiger Chemikalien im Herstellungsprozess von Kunststoffen
  • Selbstverpflichtungen der Industrie, mit dem Ziel, die Lebensdauer von Kunststoffprodukten zu verlängern
  • Einsatz nachhaltiger Alternativen

Es gilt, den globalen Verbrauch zu senken, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern, Kunststoffe als Wertstoffe zu begreifen und das Abfallmanagement sowie die Recyclingfähigkeit der Kunststoffe konsequent zu verbessern.

Dafür brauchen wir ein verbindliches und starkes Abkommen, das von möglichst vielen Staaten mitgetragen und unterzeichnet wird. Trotz der jüngsten Nichteinigung auf einen gemeinsamen Textentwurf bietet die geplante Wiederaufnahme der Verhandlungen 2025 die Chance dazu – genau deswegen sollten wir an den Forderungen für ein starkes Abkommen festhalten.

 

Für weitere Fragen steht Ihnen Dr. Lisa Mundzeck am IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe an der Hochschule Hannover unter Telefon 0511 9296-8448 oder per E-Mail an lisa.mundzeck@hs-hannover.de gerne zur Verfügung.